Idea-Stellungnahme von Alexandra Linder, Bundesvorsitzender der ALfA e.V. und des BVL e.V., zur Empfehlung der EKD, nicht-invasive Bluttests von Krankenkassen finanzieren zu lassen:

Der nicht-invasive Bluttest, mit dem man vor allem Trisomien (und serienmäßig das Geschlecht des Kindes) diagnostiziert, kann früher durchgeführt werden, ist für die Frau leichter und für das Kind ungefährlicher als die Fruchtwasseruntersuchung. Dieses Argument der Bluttest-Produzenten ist korrekt, auch wenn gerne verschwiegen wird, dass eben diese Untersuchung zur Bestätigung einer Diagnose nicht selten doch noch erfolgt. Der Kern auch der schonenderen Untersuchung aber, und das ist die unverändert bestehende ethische Dimension, ist keine Heilungs- oder Behandlungsmotivation in Bezug auf Mutter und Kind, die sinngebend für jede pränatale Untersuchung ist. Das einzige Ergebnis des Bluttests ist die Wahl, ob man das von einer Trisomie betroffene Kind tötet oder auf die Welt kommen lässt.

Warum sollten Krankenkassen, die sich modernistisch „Gesundheitskassen“ nennen, eine Diagnostik zahlen, die zum Beispiel bei Trisomie 21, dem Down-Syndrom, in den allermeisten Fällen zum absichtlich herbeigeführten Tod der Patienten führt? Auf breite, von der Gemeinschaft finanzierte Basis gestellt, würde das gesellschaftlich bedeuten, dass diese Untersuchung mit der anschließenden Tötung der Kinder langfristig als akzeptabel und unterstützenswert angesehen wird. Es würde bedeuten, dass Eltern in dieser Situation noch mehr unter Druck gesetzt werden als bisher schon. Und wenn man das Szenario unserer kollabierenden Sozialsysteme weiterspinnt: Was jetzt als freiwillig deklariert wird, könnte irgendwann einmal zur Pflicht werden; wer den Test verweigert, muss für eventuelle Folgeschäden dann eben selbst zahlen. All das ist für die Familien keine Hilfe und könnte dazu führen, ihnen auch noch den letzten Rest an Solidarität seitens der Gesellschaft für eine Entscheidung zum Leben zu nehmen.