Kommentar zur Juso-Forderung nach Abtreibung als Frauenrecht

Der Videoauszug vom Juso-Bundeskongress sagt alles. Zwei junge Frauen sprechen tiefsinnig und differenziert über den Antrag, Kindestötungen vor der Geburt zu einem Frauenrecht zu machen. Es herrscht ziemliche Stille im Saal. Danach folgt die verbissene, faktenleere Einpeitschrede einer älteren Vertreterin, die das ganze auf den Kernsatz bringt: „Das Menschenrecht gilt zuerst mal für die Frau und dann für alles andere.“ Gejohle im Saal. Es geht also dort nicht um eine ernsthafte Debatte, sondern um die radikale Verwirklichung des Feminismus´, koste es, was und vor allem wen es wolle. Das bestätigt auch die Vize-Vorsitzende Andres im Zeitungsinterview. Verzweifelt bemüht sie sich, das Kind zu entmenschlichen: Da ist die Rede von „Schwangerschaft erhalten“ und „lebensfähigem Fötus“. Frau Andres hat wie jede andere Frau das Recht zu sagen: „Ich möchte nicht schwanger sein.“ So formuliert sie das postulierte Frauenrecht. Der entscheidende Moment dabei ist nur der Zeitpunkt, an dem sie das sagt: Vor einer Schwangerschaft oder während einer Schwangerschaft. In letzterem Fall geht es um mindestens einen weiteren Menschen, dessen grundlegende Rechte die Jusos nun abschaffen wollen.

In dem Moment, wo unreflektierter Fanatismus über Vernunft, Humanität und Grundrechte gestellt wird, ist es dringend Zeit für eine Mutterpartei, dem Nachwuchs Nachhilfe in Sachen Menschenwürde zu geben, wenn aus dem ideologischen Kindergarten demokratische und rechtsstaatlich denkende Erwachsene werden sollen. Und sie sollte ihre möglicherweise in dieser Hinsicht nicht gelungene Vorbildfunktion überdenken.

Alexandra Linder, Vorsitzende Bundesverband Lebensrecht e.V.

 

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